Gedenktafel für Jonny K. feierlich enthüllt
20/10/2013
Am ersten Todestag von Jonny K. wurde an der Stelle, an der er brutal niedergeschlagen und tödlich verletzt worden war, am 14. Oktober 2013 eine Gedenktafel enthüllt. Viele BerlinerInnen, AnwohnerInnen und PolitikerInnen kamen an die Rathausstraße, um noch einmal an Jonny K., einen lebenslustigen jungen Mann zu erinnern.
Tina K., die Schwester von Jonny, fand zu Beginn der Veranstaltung, bewegende Worte und rief dazu auf, nicht in Lethargie oder Trauer zu verharren, sondern aktiv für mehr Akzeptanz, mehr Empathie und weniger Gewalt zu kämpfen. Jeder sei in seinem eigenen Umfeld dafür verantwortlich, dass unsere Gesellschaft sensibilisiert werde. Sie freue sich, dass Jonny mit dieser Gedenktafel weiterlebe und dass es nun ein sichtbares und dauerhaftes Zeichen des Gedenkens an dem Ort des Geschehens gebe.
Die Form der Realisierung – Bodengedenkplatte – (statt Statue oder senkrechter Tafel) und damit überhaupt erst die Ermöglichung eines Denkmals an dieser belebten Stelle der Stadt sowie die Fertigstellung rechtzeitig zum 1. Jahrestag der Gewalttat gegenüber Jonny K wurde durch die beiderseitig immer konstruktive Zusammenarbeit von Trägerverein „I am Jonny e.V.“ und der AG-Geschichte der BVV unter der Leitung der SPD-Bezirksverordneten Vera Morgenstern sowie der Ämter „Kultur“ und „Bauen“ des Bezirksamts Berlin-Mitte ermöglicht.
Ausdrücklich bewährt habe sich, so Vera Morgenstern, das hier erstmals in Anwendung gekommene systematisierte Antragsverfahren zur Aufstellung von Denkmälern bzw. Gedenktafeln im öffentlichen Raum. Anträge auf Errichtung einer Informations- bzw. Gedenktafel oder eines Denkmals im öffentlichen Straßenland können in einem Vordruck für alle beteiligten Ämter gestellt werden. Dort werden auch Sachlage, Regelung der Kostenübernahme und Haftungszuordnung übersichtlich und verbindlich sowohl für die Antragstellenden als auch für BVV und Bezirksamt geregelt.
Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit enthüllte nach einer kurzen, sehr persönlichen Rede, zusammen mit Tina K. die Gedenktafel und legte eine weiße Rose nieder. Allen Teilnehmern wird diese Veranstaltung immer gegenwärtig sein und daran erinnern, sich selbst aktiv für ein gewaltfreies Zusammenleben in unserer Stadt einzusetzen.
Heute fand um 17 Uhr eine Gedenkveranstaltung zum 70. Jahrestag des 28. Februars 1943 statt, an dem die Frauen in der Rosenstraße dafür demonstrierten, daß ihre kurz zuvor festgenommenen Männer wieder freigelassen werden sollten (sog. „Fabrik-Aktion“). Und das Wunder geschah: viele der Inhaftierten kamen zunächst frei. Eine Überlebende der Rosenstraße war anwesend – sie war mit ihrer Mutter damals dabei! Beeindruckend. Die erstaunlich große Veranstaltung, die in einem Zelt neben dem Denkmal stattfand und u.a. von der „Topographie des Terrors“ mitorganisiert worden war, wurde von Kulturstaatssekretär André Schmitz eröffnet, der Bezirksbürgermeister von Mitte, Dr. Christian Hanke, sprach ebenso wie der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde GideonJoffe. Dazwischen lasen Schülerinnen der Evangelischen Schule Berlin Texte von Zeitzeugen. Rosenstrasse_2013